
Bossing am Arbeitsplatz: Strategien zum Umgang und Wege zur Selbstbehauptung
Bossing, also das gezielte Mobbing durch Vorgesetzte, ist ein ernstes Problem, das viele Arbeitnehmer in ihrem Berufsleben erleben. Diese Form der Schikane kann subtil oder offensichtlich sein, reicht von ständiger Kritik und Demütigung bis hin zu ungerechtfertigten Abmahnungen oder der Verweigerung wichtiger Informationen. Betroffene stehen oft vor einer schwierigen Entscheidung: sich wehren, aushalten oder den Job wechseln? Doch bevor man überstürzt handelt, gibt es Strategien, um trotz dieser Herausforderungen in der aktuellen Position zu bleiben und sich erfolgreich zur Wehr zu setzen.
Bossing erkennen: Woran liegt es?
Nicht jede Form von Kritik oder hoher Leistungsdruck bedeutet automatisch Bossing. Entscheidend ist die systematische, destruktive Absicht dahinter. Typische Anzeichen sind:
Ständige, unberechtigte Kritik an der eigenen Arbeit
Ausschluss von wichtigen Informationen oder Meetings
Bloßstellung vor Kollegen
Androhung oder Durchsetzung unbegründeter Abmahnungen
Ignorieren von Leistungen oder Ideen
Unfaire Arbeitsaufteilung
Vorgesetzte, die Bossing betreiben, haben oft das Ziel, einen unliebsamen Mitarbeiter loszuwerden, Dominanz auszuüben oder Unsicherheiten durch Machtspiele zu kaschieren. Das frühzeitige Erkennen dieser Muster ist essenziell, um Strategien dagegen zu entwickeln.
Emotionale und psychische Belastung: Die Auswirkungen von Bossing
Bossing kann gravierende Folgen für die psychische und physische Gesundheit haben. Betroffene leiden oft unter:
Chronischem Stress und Schlafstörungen
Angstzuständen oder Depressionen
Selbstzweifeln und verminderter Leistungsfähigkeit
Sozialem Rückzug und Isolation
Physischen Beschwerden wie Magenproblemen oder Kopfschmerzen
Daher ist es wichtig, sich frühzeitig mit den eigenen Emotionen auseinanderzusetzen und sich aktiv zu schützen.
Strategien zum Umgang mit Bossing
1. Dokumentation führen
Eine detaillierte Aufzeichnung der Vorfälle ist essenziell, um sich gegen Bossing zu wehren. Notiere:
Datum, Uhrzeit und genaue Beschreibung der Vorfälle
Beteiligte Personen und Zeugen
E-Mails oder schriftliche Belege
Diese Dokumentation kann später als Grundlage für Gespräche mit der Personalabteilung oder rechtliche Schritte dienen.
2. Professionelle Hilfe und Beratung suchen
Ein Gespräch mit einem Coach, Therapeuten oder Arbeitsrechtler kann helfen, das Problem zu reflektieren und Handlungsoptionen zu entwickeln. Auch eine innerbetriebliche Vertrauensperson oder ein Betriebsrat kann unterstützend wirken.
3. Klärungsgespräche mit dem Vorgesetzten oder einer neutralen Person
In manchen Fällen ist es sinnvoll, ein sachliches Gespräch mit dem Vorgesetzten zu führen. Hierbei kann eine dritte Person, beispielsweise aus der Personalabteilung, als Mediator helfen. Wichtig ist, ruhig und faktenbasiert zu argumentieren.
4. Kollegiales Netzwerk aufbauen
Oft sind Betroffene nicht allein – Gespräche mit Kollegen können helfen, die Situation realistischer einzuschätzen und emotionale Unterstützung zu erhalten. Zudem kann ein starkes Netzwerk Schutz bieten.
5. Rechtliche Schritte prüfen
Sollten interne Maßnahmen nicht greifen, kann eine juristische Beratung klären, welche rechtlichen Optionen bestehen. Arbeitsrechtliche Maßnahmen können in manchen Fällen helfen, die Situation zu verbessern oder eine ungerechtfertigte Kündigung abzuwenden.
6. Systemisches Coaching und systemische Aufstellungen zur Aufarbeitung nutzen
Neben dem direkten Umgang mit Bossing kann es hilfreich sein, sich persönlich weiterzuentwickeln. Ein systemisches Coaching oder eine Familienaufstellung in Berlin kann verdeckte Dynamiken sichtbar machen, die dazu führen, dass jemand immer wieder in Bossing-Situationen gerät.
Wurde in der Kindheit gelernt, sich klein zu machen?
Gibt es unbewusste Bindungen an Autoritätspersonen, die Unterordnung verlangen?
Welche eigenen inneren Überzeugungen erschweren es, Grenzen zu setzen?
Durch gezielte systemische Arbeit können die Hintergründe sichtbar gemacht, das eigene Selbstbewusstsein gestärkt und das Erleben von Machtgefällen neu bewertet werden.
Wann ist der Punkt gekommen, zu gehen?
Trotz aller Strategien gibt es Fälle, in denen die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden wichtiger sind als das Festhalten an der Position. Falls alle Bemühungen fehlschlagen, kann ein Coaching zur Neuorientierung der richtige Weg sein.
Es spricht nichts dagegen, sich parallel nach neuen Karrieremöglichkeiten umzusehen, um einen Arbeitsplatz zu finden, an dem Wertschätzung und ein gesundes Arbeitsklima herrschen.
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